DER WISSENSCHAFTLICHE BEIRAT

für die Wahlperiode 2012-2016 und 2016-2020

Prof. Dr. MARINA BENEDETTI (Italien)
Dipartimento di Scienze Umane, Università per Stranieri, via Pantaneto 45, I-53100 Siena

Prof. Dr. LUZ CONTI JIMÉNEZ (Spanien)
Departam. de Filología Clásica, Fac. de Filosofía y Letras, Univ. Autónoma de Madrid, Ciudad Universitaria de Cantoblanco, Ctra. de Colmenar Km. 15, E-28049 Madrid

Prof. Dr. GEORGE DUNKEL (Schweiz)
Indogermanisches Seminar der Univ. Zürich, Rämistr. 68, CH-8001 Zürich

Prof. Dr. TOSHIFUMI GOTŌ (Japan)
Grad. School of Arts and Letters, Tohoku University, Kawauchi 27-1, Aobaku, J-Sendai, 980-8576

Prof. Dr. DAG HAUG (Norwegen)
Universitetet i Oslo, Gresk og latin, POBox 1020 Blindern, N-0315 Oslo

Prof. Dr. THOMAS KRISCH (Österreich)
Fachbereich Linguistik, Paris-Lodron-Univ. Salzburg, Mühlbacherhofweg 6, A-5010 Salzburg

Prof. Dr. SASHA LUBOTSKY (Niederlande)
Universiteit Leiden, Vergelijkende Taalwetenschap, PB 9515, NL-2300 RA Leiden, Niederlande

Prof. Dr. KIM MCCONE (Irland)
Department of Old and Middle Irish, St.Patrick's College, IRL-Maynooth, County Kildare

Prof. Dr. CRAIG MELCHERT (USA)
Department of Linguistics, 3125 Campbell Hall, Box 951543, USA-Los Angeles, CA 90095-1543

Prof. Dr. GEORGES-JEAN PINAULT (Frankreich)
École Pratique des Hautes Études, Section des Sciences historiques et philologiques, 23 rue Léon Frot, F-75011 Paris

Prof. Dr. OLEG POLJAKOV (Litauen)
Pašilaičiu 16, bt. 57, LT-2022 Vilnius

Dr. CHRISTIANE SCHAEFER (Schweden)
Sprakvetenskapliga fakulteten, St. Olofsgatan 10B, Box 256, S-75105 Uppsala

DER VORSTAND

für die Wahlperiode 2021–2024

 

Vorsitz:
mail: vorsitz /at/ indogermanistik.org

- Vorsitzender:

Prof. Dr. Daniel KÖLLIGAN
Universität Würzburg, Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaft,
Oswald-Külpe-Weg 84, D - 97074 Würzburg
 

- Stellvertretende Vorsitzende:

University of Copenhagen, Department of Nordic Studies and Linguistics,
Emil Holms Kanal 2, DK- 2300 København S
 

Schriftführer und Herausgeber des Kratylos:
mail: kratylos /at/ indogermanistik.org

Prof. Dr. Daniel KÖLLIGAN
Universität Würzburg, Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaft,
Oswald-Külpe-Weg 84, D - 97074 Würzburg
 
Dr. Florian SOMMER
Universität Zürich, Seminar für Griechische und Lateinische Philologie, 
Rämistrasse 68 (RAG), CH-8001 Zürich
 

Medien- und Computerreferentin (Homepage usw.):
mail: medien /at/ indogermanistik.org

Dr. habil. Agnes KORN
Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Centre de Recherche sur le Monde Iranien (CeRMI),
7 rue Guy Môquet, F - 94800 Villejuif
 

Pressereferent (Informationsaustausch und Mitgliederbetreuung):
mail: news /at/ indogermanistik.org

Dr. Andreas OPFERMANN
[Keine Postadresse]
 

Kassenwartin:
mail: kasse /at/ indogermanistik.org

Ursula REICHERT, M.A.
Dr. Ludwig Reichert Verlag,
Tauernstr. 11, D - 65199 Wiesbaden
reichert.verlag(at)t-online.de
 

Vertreterinnen des Mittelbaus (zuständig für die Preise der IG):
mail: mittelbau /at/ indogermanistik.org

- Jun.Prof. Dr. Theresa ROTH
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik,
Unter den Linden 6, D - 10099 Berlin
 

- Dr. Matilde SERANGELI
Universität Jena, Seminar für Indogermanistik,
Raum D 202, Zwätzengasse 12a, D - 07737 Jena

 

Vertreter der Studierenden:
mail: studierende /at/ indogermanistik.org

Universität Basel, Fachbereich Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft,
Petersgraben 51, CH - 4051 Basel
 
Universität Würzburg, Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaft,
Oswald-Külpe-Weg 84, D - 97074 Würzburg
 

07/09/2023


Beschreibung des Faches Indogermanistik

Die Indogermanistik wird auch Historische Sprach­wis­sen­schaft, Histo­risch-Ver­glei­chen­de Sprach­wis­sen­schaft oder In­do­ger­ma­ni­sche Sprach­wis­sen­schaft genannt. Der Aus­druck "in­do-­ger­ma­nique" = "indogermanisch" wurde von Conrad Malte-Brun, einem dänischen Geografen, der in Paris arbeitete, ge­prägt und stammt also ursprünglich aus dem Französischen. Er soll die indo­ger­mani­schen Spra­chen in ihrer geo­gra­phi­schen Ver­brei­tung auf dem eura­si­schen Kon­ti­nent um­klam­mern: mit In­disch als der süd­öst­lichs­ten und Ger­ma­nisch als der nord­west­lichs­ten indo­ger­ma­nischen Sprach­grup­pe. In nicht-deutschsprachigen Ländern werden heute die gleichbedeutenden Begriffe Indo-européen, Indo-European usw. verwendet, die auf Thomas Young 1813 zurückgehen. Doch auch im deutschsprachigen Raum findet sich inzwischen der Ausdruck indo-europäisch.

Die Indogermanistik ist eines der sogenannten "kleinen Fächer". Der Begriff ist jedoch "umgekehrt proportional" zu der Menge der Inhalte, mit denen sich die Indogermanistik beschäftigt.

Die zahlreichen indogermanischen Einzelsprachen las­sen sich – ab­ge­sehen von bruch­stück­haft über­lie­fer­ten Spra­chen – in 11 große Sprach­grup­pen un­ter­tei­len (in al­pha­be­tischer Reihen­folge):

Albanisch
Anatolisch (u.a. Hethitisch, Karisch, Lu­wisch, Ly­disch, Ly­kisch, Pa­laisch)
Armenisch
Baltische Sprachen (Altpreußisch†; Let­tisch, Li­tauisch)
Germanische Sprachen (u.a. Dänisch, Deutsch, Eng­lisch, Frie­sisch, Go­tisch†, Is­län­disch, Nie­der­län­disch, Nor­we­gisch, Schwe­disch)
Griechisch
Indo-iranische Sprachen (u.a. Avestisch†, Far­si, Hin­di, Kur­disch, Mara­thi, Pashto, Sanskrit, Urdu)
Keltische Sprachen (Bretonisch, Gal­lisch†, Irisch, Kelt­ibe­risch†, Kor­nisch†, Kym­risch/Wali­sisch)
Romanische (u.a. Französisch, Italie­nisch, Ka­ta­la­nisch, Por­tu­gie­sisch, Ru­mä­nisch, Spa­nisch) bzw. Ita­lische Spra­chen (u.a. La­tein†, Sa­bel­lisch†)
Slavische Sprachen (u.a. Bulgarisch, Pol­nisch, Rus­sisch, Ser­bo­kroa­tisch, Slo­va­kisch, Slo­ve­nisch, Tsche­chisch, Ukrai­nisch, Weiß­rus­sisch)
Tocharisch†
Dazu kommen noch einige sogenannte „Trüm­mer­spra­chen“ oder „Rest­sprachen“ (z.B. Phry­gisch, Thra­kisch).

Die Indogermanistik umfasst insgesamt drei große Be­reiche: die Sprach­wis­sen­schaft, die Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft und die Kul­tur­ge­schichte. Man unter­sucht Texte aus den ver­schie­denen Sprach­gruppen und kann sie dann je­weils un­ter schwer­punkt­mäßig diachron-linguis­tischem, synchron-linguis­tischem, phi­lo­lo­gischem, kultur- oder reli­gions­wis­sen­schaft­lichem As­pekt ana­ly­sieren.

Die Indogermanistik beschäftigt sich auch mit den Ur­sprüngen und der Ent­wick­lung der indo­germa­nischen (idg.) Sprach­fa­milie, der die meisten der heu­te ge­sproche­nen Spra­chen Euro­pas und ei­nige Spra­chen des Vor­deren Orients (z.B. Per­sisch) und Süd­asiens (z.B. Hindi und Urdu) an­ge­hören (siehe unten). Etwa die Hälf­te der ge­samten Mensch­heit spricht inzwischen eine indo­ger­manische Spra­che. Viele idg. Spra­chen sind aber schon in sehr al­ter Zeit be­zeugt, das Alt­in­dische, Hethi­tische und das äl­teste Grie­chisch be­reits seit dem 2. Jahr­tausend vor Christus. Durch die­se lange schrift­liche Tra­die­rung sind vor allem die indo­ger­ma­nischen Spra­chen (ne­ben den Spra­chen des Vor­de­ren Orients sowie den sino-tibe­tischen Spra­chen) für dia­chrone sprach­wis­sen­schaft­liche Unter­su­chungen bestens ge­eig­net. Denn Spra­che wan­delt sich stän­dig: Es gibt kei­ne ein­zige natür­liche Spra­che, die im Lau­fe der Jahr­hun­derte un­ver­ändert ge­blie­ben ist. Die Indo­ger­ma­nistik unter­sucht nun die zwi­schen den ein­zelnen Spra­chen und Sprach­stufen be­stehen­den Ähn­lich­kei­ten und lei­tet da­raus Re­geln ab, aus de­nen sich die Ver­wandt­schaft die­ser Spra­chen be­weisen lässt: Denn sie haben so grund­le­gende struk­tu­relle Ähn­lich­keiten, dass man das nicht durch Zu­fall oder Sprach­kontakt er­klä­ren kann: So liegt zum Beispiel die Wahr­schein­lich­keit, dass eine nicht-indo­ger­ma­nische Spra­che ein Drei-Genus-System (Mas­ku­li­num, Fe­mi­ni­num, Neutrum) mit fol­gen­den En­dungen be­sitzt: -s für das Mas­ku­linum (z.B. lat. dominus „Herr“), -ā für das Fe­mi­ninum (z.B. lat. puella „Mäd­chen“), -m für das Neutrum (z.B. lat. iugum „Joch“) – wie es für indo­ger­ma­nische Spra­chen ty­pisch ist – , nach den Be­rech­nungen von Johanna Nichols bei 0,000 000 57. Dies ist also fast so ge­ring wie die Wahr­schein­lich­keit, im (deutschen) Lot­to zu ge­win­nen (ca. 0,000 000 07). [Johanna Nichols: „The Com­pa­rative Method as Heu­ristic“. In: The Com­pa­rative Method Re­viewed. Regula­rity and Ir­regula­rity in Language Change. Ed. by Mark Durie & Malcolm Ross, Ox­ford Univ. Press, Oxford 1996, S. 39-71.] Mit anderen Wor­ten: Setzt eine Spra­che die­ses Sys­tem fort, so han­delt es sich um eine indo­ger­ma­nische Spra­che. Hun­derte wei­te­rer Über­ein­stim­mungen in die­ser Art schließen eine zu­fäl­lige Ähn­lich­keit also voll­stän­dig aus. Durch die Ab­lei­tungs­regeln wird es mög­lich, eine ge­mein­same Grund­sprache, das sog. „Ur­in­do­ger­ma­nische“ zu re­kons­tru­ieren, das et­wa im 4. Jahr­tau­send vor Christus ge­spro­chen wurde.

Die Vergleichende Indogermanische Sprach­wis­sen­schaft ist ein inter­dis­zi­pli­när orien­tier­tes Fach und gilt als Ver­bin­dungs­glied zwi­schen den Kul­tur­räumen vom nörd­lichen Euro­pa über den Mit­tel­meer­raum und den Al­ten Orient bis Indien und Zen­tral­asien. Mo­der­ne Fra­ge­stel­lungen der All­ge­mei­nen Sprach­wis­sen­schaft und Theo­re­tischen Lin­guistik wer­den auf in­do­ger­ma­nische Spra­chen über­tra­gen, die ihrer­seits den bei­den ge­nannten Dis­zi­pli­nen sprach­li­ches Ma­te­rial lie­fern. Be­rüh­rungen er­ge­ben sich wei­ter­hin mit an­de­ren his­to­rischen und phi­lo­lo­gischen Fächern wie der Klas­sischen Phi­lo­lo­gie, der Ger­ma­nistik, der Anglis­tik, der Nor­distik, der Slavi­stik, der Al­ten Ge­schich­te, der Ar­chäo­lo­gie, der Vor- und Früh­ge­schichte, der In­do­logie und der Orienta­listik. Exem­pla­risch seien hier ei­nige fä­cher­über­grei­fende The­men­stel­lungen auf­ge­listet: Grund­la­gen der All­ge­meinen Sprach­wis­sen­schaft, Rich­tungen der Sprach­ty­po­logie, theo­re­tische Gram­ma­tik­mo­delle am ein­zel­sprach­lichen Bei­spiel, Pro­ble­me der grie­chischen und la­tei­nischen Pho­no­lo­gie, Mor­pho­logie, Syn­tax und Se­man­tik, kul­tur­ge­schicht­liche Fra­ge­stel­lungen, Sprach­kurse. Die Indogermanistik bildet nicht nur für die uni­ver­si­täre Lauf­bahn aus. Sie be­dient ne­ben Lehr­amts­studien­gängen (z.B. Latein, Deutsch, Ge­schich­te) wei­tere Stu­dien­fächer, die eine Viel­falt an be­ruf­lichen Zie­len er­mög­lichen (z.B. im Ver­lags­wesen, in Bi­blio­theken, in Museen).

Wer sich für das Fach interessiert, sollte sich vor Be­ginn ei­nes Stu­diums der his­to­rischen indo­ger­manischen Sprach­wis­sen­schaft fol­gen­de Fra­gen stel­len und be­ant­worten:

Was interessiert mich?
- Interessiert mich eine Sprache in ihrer Struk­tur – und nicht nur die in die­ser Spra­che ge­schrie­bene Li­te­ratur bzw. die Sprech­fähig­keit?
- Interessiere ich mich für alte Kul­tu­ren und ihre Re­li­gion, Phi­lo­so­phie, Ge­schich­te, Dicht­kunst, Hu­mor, Tech­nik, Schrift usw.?
- Lese ich gerne in Grammatiken?
- Lese ich gerne in Wörterbüchern?

Was kann ich?
- Beherrsche ich außer meiner Mutter­spra­che noch min­des­tens eine an­dere al­te und/oder mo­der­ne Sprache?
- Möchte ich mich zusätzlich zu den Spra­chen, die ich schon kann, mit min­des­ten 5-6 wei­te­ren al­ten und/oder mo­der­nen Spra­chen be­schäf­tigen?
- Habe ich die Fähigkeit zu logischem und ana­ly­ti­schem Denken?
- War ich (wenigstens einigermaßen) gut in Mathematik?
- Habe ich ein gutes visuelles Gedächtnis?


Sollten Sie die meisten dieser Fragen positiv be­ant­wor­tet ha­ben, so kön­nen Sie so­fort mit dem Stu­dium be­ginnen! Dazu sollten Sie sich aber über die Uni­ver­si­tä­ten, die In­do­ger­ma­nis­tik an­bie­ten, die Stu­dien­reform ("Bo­logna-Pro­zess") und den Stu­dien­gang In­do­ger­ma­nistik im Rahmen dieses BA/MA-Systems in­for­mie­ren.

Tagungen

Bid cuingid rochuingid argebaid inscol foraréli.
Das wird die große Frage sein: denn eine Schule wird die andere angreifen.
Würzburger Glossen zu den Paulusbriefen, Seite 8 a Glosse 7.

 

Hier finden Sie Termine und Ver­anstal­tungs­orte zu den Ta­gungen der Indogermanischen Gesellschaft.

Andere Tagungen, Work­shops und Se­mi­na­re finden Sie in Zukunft auf TITUS sowie den dort angegebenen Links.

Fachtagungen der Indogermanischen Gesellschaft

Die Idg. Gesellschaft veranstaltet alle vier Jahre eine große Tagung ("Fachtagung"), deren Ziel es ist, die ganze Breite des Faches zu repräsentieren.

Beiträge dieser Fachtagungen werden meist von den OrganisatorInnen der Tagung in Buchform herausgegeben.

Eine Liste bisheriger Fachtagungen und ihrer Publikationen befindet sich Tagungen der IG.

Arbeitstagungen der Indogermanischen Gesellschaft

In den Jahren zwischen den Fachtagungen finden Tagungen zu bestimmten Themen statt ("Arbeitstagungen").
Auch von den Arbeitstagungen wird oft danach eine Publikation herausgegeben.

Eine Liste bisheriger Arbeitstagungen und ihrer Publikationen ist Tagungen der IG.

 

AK,
06/03/2017